Gestern ist mein Tag 2 durch den doch recht beträchtlichen Schneefall leider vermiest worden. Eigentlich hatte ich einen Ausflug nach Kranichfeld geplant, aber die offensichtlich verschneiten Straßenverhältnisse und die Situation mit nicht wirklich funktionierender Ladekarte haben mir nicht gerade die Motivation geweckt, den i-Miev zu bewegen. Winter ist für so ein Elektroauto nicht gerade ideal. Da man, um Energie zu sparen, ohne Heizung sowie Lüftung fahren müsste, um die größte Reichweite zu erhalten. Auch war ich mir nicht sicher, wie das Bremsverhalten bei Eis und Schnee so ist, wollte es auch nicht ausprobieren.
Heute morgen hab ich mich aber doch nach Schneefreischaufeln damit in die Schwimmhalle gewagt, da der ganze Schneematsch nicht gerade zum Fahrradfahren einlud. Anschließend hab ich ihn dann wieder zurück zum Autohaus gebracht. Mit immerhin 53km Restreichweite!
Positiv
zu erwähnen ist, dass es sich eigentlich ganz gut fahren lässt, wenn ich jetzt so von meinen doch recht wenigen Fahrerfahrungen ausgehe. Auch die fast völlige Geräuschlosigkeit des Motors empfand ich als sehr angenehm. Außer vielleicht, dass man nicht genau wusste, ob der Motor läuft oder nicht, aber das erkennt man doch recht gut am Display.
Negativ
muss man sagen, ist der doch recht kleine Kofferraum, wenn die Rücksitze aber umgeklappt werden, passt doch einiges rein. Ganz fürchterlich ist aber die Situation mit den Ladestationen. Wenn dann noch dazu kommt, dass die ausgehändigte Ladekarte nicht erkannt wird, wird es ganz böse. So lang die Infrastruktur dafür nicht geschaffen ist, ist es eher eine Zerreißprobe, ob man sein Ziel erreicht, wieder zurück kommt und ob man es zwischendurch zu einer Ladestation schafft, die auch funktioniert. An sich ist so ein E-Mobil nur sinnvoll, wenn man ein Haus mit Stellplatz inklusive Stromanschluss besitzt und über Nacht laden kann. Die noch sehr langen Ladezeiten mit herkömmlichen Stromanschluss von 6–8 Stunden machen einen nächtlichen Ladevorgang unumgänglich. Und sich bei den paar wenigen öffentlichen Ladestationen in Erfurt (Domplatz, Hauptfriedhof, Stadtwerke etc.) auf freie Kapazitäten zu verlassen, machen das nicht besser. Eigentlich müssten auf allen möglichen öffentlichen Parkplätzen die Dinger stehen, so dass man während des Einkaufs oder Stadtbummels gleich ein paar KiloWatt draufpumpen kann. Von der Bestückung in ländlichen Gebieten oder an Autobahnstops mal ganz zu schweigen. Weiterhin müsste man ja eigentlich drauf achten, dass der Strom aus erneuerbarer Energie hergestellt wurde. Was nützt es mir, wenn mein Auto selbst keinen CO2-Ausstoß hat, wenn der Strom aber aus einem Braunkohlekraftwerk stammt? Laut Stadtwerke-Seite nutzen die für ihre Ecomobil-Ladestationen 100 % Strom aus regenerativen Energiequellen. Das ist ja schon mal löblich. Aber ich denke mal, dass diese Ladevorgänge per Stecker eh irgendwann obsolet sein werden. Ich denke da eher an Induktionsspulen im Asphalt von Parkplätzen und auch Straßen sowie natürlich Solarzellen auf der kompletten äußeren Karosserie. Auch bei der Akkulaufzeit wird es zukünftig sicher noch einiges an Fortschritt geben. Und mit immerhin 200kg Gewicht ist so ein Akku selbst eine nicht zu verachtende Energieschleuder.
Alles in allem:
hier ist noch einiges dran zu arbeiten, am Gefährt an sich und natürlich auch an der Ladeinfrastruktur. Aber irgendwann, vielleicht schon in 10–20 Jahren, werden Elektromobile von unseren Straßen nicht mehr wegzudenken sein und die Benzinschleudern irgendwann ablösen. Die heutigen Tankstellen würden zukünftig auch völlig anders aussehen. Zumal sie nicht mehr so viel Platz wegen der Tanks brauchen, keine Gefahr für Grundwasser oder gar Explosionen sind, könnten die dann auch mitten Wohngebieten existieren, wenn man dann überhaupt noch den Begriff Tankstelle verwendet. Ich bin gespannt, ob ich das noch erlebe.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,
Ihr Testdriver Marcus Neumann.
PS: Lange nicht mehr Automatik gefahren | Mitsubishi i-Miev: